Dieses Objekt ist eine Flügelmutter. Zwei sind es, zwei Flügelmütter – pardon! – Flügelmuttern natürlich. Flügelmuttern werden für Schraubverbindungen eingesetzt, die oft gelöst werden müssen, da sie sich von Hand festziehen und lockern lassen.
Es gibt die Flügelmutter in der deutschen und in der amerikanischen Form, wobei die letztere etwas kantiger ist und etwas schmalere Flügel hat.
Die Flügelmutter im übertragenen Sinne denke ich mir gerne als eine veraltete Form der heute sogenannten Helikoptermutter. Im Französischen würde man sie «mère poule» oder Mutterhenne nennen: Eine Mutter, die ihre weiten Flügel beschützend über ihre Brut breitet. (Hier wäre selbstverständlich der Plural Flügelmütter angebracht.) Nun hat sich diese übertragene Bedeutung der Flügelmutter im Deutschen aber nicht durchgesetzt, mein Einsatz dafür war wohl nicht überzeugend genug.
Politisch jedenfalls ist die Flügelmutter im Deutschen völlig unverdächtig.
Anders im Englischen: Hier heisst sie wingnut und dient als hardware, früher im Eisenwarenhandel (im hardware shop) zu erstehen, demselben verbindenden Zweck. Politisch allerdings ist sie schlecht beleumundet und spielt dort den Rechtsaußen: Als wingnut werden in der Regel Personen bezeichnet, die erzkonservativ sind und politisch oft lautstark extreme, rechte und fast schon abstruse Positionen vertreten. So wie die Flügel der Mutter eben in entgegengesetzte, mitunter extreme Richtungen streben. Das Gegenstück am extremen linken Flügel wird in den U.S.A. übrigens moonbat genannt, was die Idee einer auf dem unwohnlichen Mond herumschwirrenden Fledermaus wiedergeben soll. Beide Ausdrücke werden vor allem vom jeweils politischen Gegner und in herabsetzendem Sinne verwendet.
Dolmetscher lieben solche Sprachspielereien und betreiben damit gerne eine Menge Rechercheaufwand. Mit Blick auf die Midterm elections in den U.S.A. im November könnten uns die Begriffe durchaus mal begegnen. Dann sind wir jedenfalls darauf schon vorbereitet. Und Sie auch.